Big in 日本

Things are easy when you're big in Japan

Aufmarsch der Ehrengäste

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Eine der ersten Erfahrungen, die man als Europäer in Japan macht, ist das Gefühl von neugierigen Blicken auf der Haut. Gerade jenseits der an Touristen gewöhnten Gebiete wird man regelmäßig angestarrt wie ein Einhorn mit Regenbogenmähne. Für mich persönlich ist das Interesse vieler Japaner bisher jedoch alles andere als unangenehm; die Menschen sind in keiner Weise aufdringlich und von Zeit zu Zeit ergeben sich sogar sehr nette Gespräche (obgleich es sich nach dem Stichwort Doitsujin („Deutscher“) thematisch erschreckend oft um Bier dreht…) In den vergangenen Tagen konnten wir jedoch gleich zweimal die besondere Erfahrung machen, nicht nur schüchterne Blicke auf uns zu ziehen, sondern als Ehrengäste tatsächlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Laut unserem Stundenplan stand zunächst ein Treffen an der Otani Universität an, einer der buddhistischen (Jodo-Shin-Shu, eine in Japan sehr verbreitete Glaubensrichtung, die aus der Jodo-Shu erwachsen ist) Hochschulen Kyotos. Der dort ansässige „Global Square“ hatte uns zum Kontakteknüpfen und Sprachen austauschen eingeladen. Da wir etwas zu früh dran waren, gingen wir zunächst in die Mensa und genossen die wunderbare Kombination aus studentischer Atmosphäre und köstlichen japanischen Gerichten. Beim Essen fiel uns dann noch ein Flyer ins Auge, der die heutigen ausländischen Ehrengäste ankündigte: uns!

"Kaffeepause" an der Otani Uni

„Kaffeepause“ an der Otani Uni

Zu unserer Erleichterung verlief das Treffen jedoch sehr entspannt und locker. Wir wurden herzlich mit Tee, Kaffee und Baumkuchen (seltsamerweise in Japan sehr beliebt) empfangen und es ergaben sich viele nette Gespräche in Deutsch, Englisch und Japanisch. Wer als Deutscher in Kyoto nach Tandempartnern sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Zum Abschluss wurden dann noch die obligatorischen Gruppenfotos gemacht, alle bedankten sich und uns wurden Handtücher der Uni geschenkt – perfekt für den nächsten Besuch im Sento!

Nur wenige Tage nach der „Kaffepause“ an der Otani Uni stand eine weitere Einladung auf dem Programm, diesmal an der ebenfalls shin-buddhistischen Rykoku Universität. In Erwartung eines weiteren lockeren Beisammenseins betraten wir den großen Saal der traditionsreichen Universität, doch dann ertönte ein höchst unerwartetes Geräusch: Applaus. Vor uns saßen dutzende Professoren und Studierende, teils in festlicher Garderobe, die uns eifrig klatschend begrüßten. Eigentlich kein unangenehmes Gefühl, auch wenn ich mir in Gedanken wünschte, ein bisschen schicker angezogen zu sein.

Etwas verunsichert nahmen wir Platz in der prunkvollen Halle mit dem großen Altar zu Ehren Amidas. Es folgte ein buntes Programm mit verschiedenen interessanten Beiträgen, von denen mich besonders die Vorstellung eines noch in den Kinderschuhen steckenden Programms zur Ausbildung buddhistischer Seelsorger faszinierte. Danach folgte die Darbietung eines sehr beeindruckenden shin-buddhistischen Rituals inklusive traditioneller religiöser Musik (Gagaku) und Sutrenrezitation. Hier eine kleine Kostprobe: LINK

Zum Abschluss wurden wir noch zu einem kleinen Beisammensein unter dem Titel „Interreligiöser Dialog“ eingeladen. Die Studierenden der Ryokoku Universität waren alles andere als kontaktscheu und es ergaben sich viele sehr interessante Gespräche. Ein wunderbarer Abend, der leider viel zu schnell zu Ende ging.

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