Big in 日本

Things are easy when you're big in Japan


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Glockenschläge statt Feuerwerk

Ein Priester unter der Tempelglocke

Ein Priester unter der Tempelglocke

Am Silvesterabend, eine gute Dreiviertelstunde vor Mitternacht, finden wir uns beim Tempel Kurodani im Osten Kyotos ein. Einige Priester schenken heißen Tee aus und vor dem Glockenturm stehen ein paar Menschen Schlange, ansonsten ist noch kaum jemand da. Auch wir stellen uns an und warten im Schein der aufgestellten Fackeln auf den Beginn der Zeremonie. Über uns leuchtet der Mond in kaltem Glanz, graue Wolken ziehen vorbei. Mit der Zeit füllt sich das Tempelgelände und immer mehr Stimmen durchbrechen die nächtliche Stille. Schließlich werden wir von Priestern in festlichen Roben auf den Glockenturm geführt und das Ritual nimmt seinen Anfang. Hoch oben über den Dächern Kyotos rezitieren die Geistlichen mit festen Stimmen das Herz-Sutra, legen die Hände zum Gebet aneinander und beginnen dann, einer nach dem anderen, die Tempelglocke zu läuten. Kurz vor Mitternacht lässt ihr heller Klang die Nachtluft erzittern, der erste von insgesamt 108 Schlägen. Die Zahl symbolisiert die 108 Versuchungen, die zum Erreichen des Nirwana überwunden werden müssen. Nachdem alle Priester an der Reihe waren, dürfen auch wir nach vorne treten und gemeinsam die Glocke läuten. Anschließend steigen wir vom Turm und blicken auf die Uhr: Punkt Mitternacht. Akemashite Omedetou, frohes neues Jahr. Weiterlesen


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Völlig von den Socken

Der Socken-Segen

Der Socken-Segen

Gerade noch hatte er von der neureligiösen Bewegung Sekai Kyusei Kyo erzählt, deren Mitglieder behaupten, sich selbst und andere mithilfe spezieller Amulette heilen zu können, jetzt kramt unser etwas verwirrt wirkender Lehrer gedankenverloren in seiner alten Ledertasche. In jungen Jahren habe er der Bewegung selbst angehört und jenes Amulett eingehend studieren können, murmelt er beim Suchen vor sich hin. Plötzlich scheint er den vermissten Gegenstand gefunden zu haben und hält ihn triumphierend in die Höhe. Es ist die täuschend echt wirkende Replik des Amuletts, das unser Sensei aus einer alten Tennissocke und Geschenkband angefertigt hat. Mit stolz geschwellter Brust fügt er hinzu, dass er trotz ausdrücklichen Verbots damals in das Innere des Amuletts geblickt und eine Kalligraphie des Zeichens für Licht vorgefunden habe. Während ich noch ernsthaft an dem Geisteszustand des Mannes zweifle, kommt er plötzlich auf mich zu und vollführt an mir exemplarisch einen Segen mit dem heiligen Licht, welches dem Amulett – bzw. der Socke – innewohne und Krankheiten heilen könne. Definitiv ein neuer Eintrag in meine Liste abgedrehter Erlebnisse in Japan… Weiterlesen